Hans-Ullrich Kuhn

HOINZI

Der IKS

Der IKS-Haken

 Hier werden Sie alles über das geniale - durch nichts zu übertreffende - Prinzip des IKS-Hakens erfahren:

Tatort:

- unser Haus, am Waldrand gelegen, Entfernung zur erstenBaumreihe: 30 Meter, höchster Baum: 15 Meter.

Vorhaben:

-Aufmauern zweier 40 cm hoher Außenwände um je 120 cm.

Hauptbeteiligte:

-die untere Naturschutzbehörde und das Hessische Forstamt

Problem:

-Das Aufmauern erfordert eine Baugenehmigung.

In Deutschland ist es völlig egal, ob Sie planen, einen Klon des Berliner Funkturms im Verhältnis eins zu eins im Biosphärenreservat Rhön zu bauen oder - wie in unserem Fall -zwei Außenwände um je 120 cm aufzumauern. Es braucht eine offizielle Baugenehmigung!
Diese
Baugenehmigung wird nur erteilt, wenn alle beteiligten Ämter - gefühlt 70 - dem Bauvorhaben zustimmen. Zwei dieser Ämter sind das Hessische Forstamt und die Untere Naturschutzbehörde:

Forstsamt:

„Kein Problem, wir können dem Bauvorhaben sofort zustimmen, Sie müssen nur vorher diese drei großen Bäume am Waldrand fällen, die könnten sonst eventuell auf das Haus fallen.“

Unsere Naturschutzbehörde:

„Kein Problem, wir können dem Bauvorhaben sofort zustimmen, Sie müssen nur bestätigen, dass Sie keinesfalls Bäume fällen.“

 •    Und damit sind wir beim IKS-Haken:
Hätte Kafka den IKS-Haken bereits gekannt, er wäre vor Neid erblasst. Der IKS-Haken ist eine absolut geniale Erfindung, die auch heute noch vielerorts und zu vielen Zweckenzum Einsatz kommt. Wenn Sie drüber nachdenken, fällt Ihnen sicherlich eine Situation ein, inder Sie auch schon einmal Opfer dieses Hakens wurden. Erstmals publiziert wurde der IKS-Haken in dem im Jahr 1961 erschienen brillanten Buch “Catch-22“ von Joseph Heller. Ob Heller auch der Erfinder des Hakens ist, entzieht sich meiner Kenntnis, ich könnte es mir allerdings gut vorstellen.
Der
Roman spielt im zweiten Weltkrieg und behandelt den Irrsinn von Kriegen. Hauptmann John Yossarian ist ein amerikanischer Soldat und als Bombenschütze eines North American B25-Bombers der US-Air-Force auf der Insel Pianosa im Mittelmeer stationiert. Ständig muss er Kampfeinsätze gegen die feindlichen Truppen fliegen. Er hat erkannt, dass das Irrsinn ist und möchte daher raus aus der Armee. Hierfür gibt es auch tatsächlich eine entsprechende Vorschrift: wenn ein Soldat verrückt ist, wird er vom Truppenarzt dienstuntauglich geschrieben und ausgemustert. So weit, so gut. Hier aber greift.


    •  der universell einsetzbare IKS-Haken. Kurz gesagt, funktioniert die Logik des IKS-Hakens
folgendermaßen:
    a)
Wer Kampfeinsätze fliegt, muss verrückt sein, denn jeder Kampfeinsatz kann mit dem eigenen Tod enden und wer     

        setzt schon freiwillig ständig sein Leben aufs Spiel?
    b)
Jeder Soldat, der Kampfeinsätze fliegt, kann zum Truppenarzt gehen, um sich dienstuntauglich schreiben 

        zu lassen. Begründung: „Ich fliege Kampfeinsätze, also bin ich verrückt und wenn ich verrückt bin, bin ich 

        dienstuntauglich.“
    c)
Regelmäßige Rückfrage des Truppenarztes: „Aber Sie sind doch hier, um sich dienstuntauglich schreiben 

        zu lassen, damit sie keine Kampfeinsätze mehr fliegen müssen?“
    d)
„Ja“
    e)
Truppenarzt: „Aber das heißt ja, dass sie gar keine Kampfeinsätze fliegen wollen?“
    f)
„Ja“
    g)
„Naja, dann sind sie doch nicht verrückt. Verrückt wären Sie ja nur, wenn Sie Kampfeinsätze fliegen     

        wollten! Sie sind also absolut diensttauglich und können auch in Zukunft Kampfeinsätze fliegen.“

    Die unumstößliche Logik dieser Argumentationskette bedarf keiner näheren Erläuterung. Unser „IKS-Haken“ war glücklicherweise „nur“ ein gordischer Knoten, für den es ja immer eine (wenn auch manchmal recht brutale) Lösung gibt und der in unserem Fall von der Unteren Naturschutzbehörde durchschlagen wurde. Sie akzeptierte schließlich, dass wir die besagten drei Bäume fällen, wenn wir als Ausgleich „natur- und ortsnah“ wieder aufforsten
würden.
Ach so, einen habe ich noch:
Dialog aus dem Film „Ich, Daniel Blake“ von Ken Loach (der übrigens auch gut zu Kafka passen würde (der Film, nicht Ken Loach)):
Der Hauptdarsteller des Films, Daniel Blake, ist arbeitslos und geht auf das Arbeitsamt,
um sich arbeitslos zu melden und Arbeitslosengeld zu beantragen. Das Gespräch mit der für
ihn zuständigen Mitarbeiterin verläuft - sinngemäß - folgendermaßen:
      *
Blake: „Ich bin arbeitslos und möchte mich bei Ihnen melden, um Arbeitslosengeld zu beantragen.“;
     *
Mitarbeiterin: „Wir sind komplett digital. Ihre Arbeitslosenhilfe müssen Sie online über das Internet beantragen.         

        Sie können sich auf unserer Homepage einloggen und alle notwendigen Formulare online ausfüllen.“;
     *
Blake: „Es tut mir leid, ich habe keine Ahnung von Computern und Internet.“;
     * Mitarbeiterin: „Das macht gar nichts. Wenn Sie mit Computern und Internet nicht zurechtkommen, gibt es eine  

       spezielle Telefonnummer. Die rufen Sie an und da bekommen Sie Hilfe.“
     *  
Blake: „Gut. Wo finde ich denn diese Nummer?“
     *  Mitarbeiterin: „Im Internet.“

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