DIE KUNST DES SCHMINKENS
Natürlich brauche ich für mein nagelneues Buch auch ein absolut professionelles Autorenfoto von mir, ist ja klar. Und da wär´s bei meinem Gesicht sicherlich nicht ganz verkehrt, mal ein bisschen Schminke draufzuknallen, schlimmer kann´s ja eh nicht werden.
Also, gucken wir mal bei Rossmann, was da so am Start ist: das war das erste Mal in meinem ganzen Leben, dass ich vor einem Schminkregal gestanden hab. Wobei, „Regal“ ist da eher der falsche Ausdruck. Es war eine ganze verdammte Wand in der Drogerie, gefühlte 50 Meter. Entsprechend vielfältig war der Inhalt. Ach Du Scheiße, da musste ja studiert haben!!
Jeder Hersteller hat hier eine eigene Abteilung und jede Abteilung ist von oben bis unten dicht an dicht befüllt. „Augenglanz“, „Augengroß“, „Falten weg“, „Wimpern zum Antackern“ und und und. Und da rede ich noch nicht von Lippenstiften, Consealern, Nagellack, alles in 1.000 Farbtönen. Grundierung, Contouring und was weiß ich noch alles. Und, natürlich, alles ohne Bedienungsanleitung. Offensichtlich bin ich der einzige Depp auf der Welt, dem die Grundlagen des Schminkens nicht in die Wiege gelegt wurden.
Was, um Gottes willen, ist ein Consealer? In einer Schriftgröße, für die sogar ein Adler ne Lupe bräuchte (und ich bin weit davon entfernt, Adleraugen zu haben) ist drauf vermerkt: „instant anti-age“. Wow! Krass! Genau das, was ich brauche!! Wer will nicht schnell jung werden? Komisch, dass sich da nicht schon Schlangen vor gebildet haben. Ok, den nehm ich. Aber was jetzt? Farbtöne gibt es von 01 bis 09!! Was hat anti-age mit Farbton zu tun? Ich will doch nur meine Falten, meine Tränensäcke, meine Augenringe und meine fette Gesichtshaut weghaben! Da ist mir doch die Farbe wurscht!! Drauf auf die Fratze und weg ist das Alter! So will ich das!
Bei der Gelegenheit: ich werde nie begreifen, wie Menschen, vorzugsweise Frauen, ihre kostbare Lebenszeit mit schminken und vor allem mit dem Gegenteil, also dem Abschminken, verschwenden können. Zwei Stunden nachts um drei nach ner geilen Party im Halbsuff vor´m Spiegel hocken, um sich abzuschminken? Never.
Und gesund ist´s scheint´s auch nicht. Erst werden stundenlang die Haare malträtiert und wahlweise glatt gezogen oder kraus gerollt, was dann (wenn ich der entsprechenden Werbung trauen darf) zu Spliss und stumpfen Haar führt. Dafür kommt dann wieder was drauf, was eben Spliss und stumpfes Haar verschwinden lässt. Wie kaputt ist das denn? Ich hau doch auch nicht mit´m Vorschlaghammer auf die Motorhaube meines Auto, nur um hinterher die Beule wieder rauszumachen. Da lass ich die Karre doch lieber gleich heil. Ist doch auch wirtschaftlicher.. ich kapier´s einfach nicht!!
Aber, um die Angelegenheit zu einem Abschluss zu bringen: Ich hab mir dann testweise einen Consealer mit dem Farbton 06 gekauft, der verrottet seitdem im Schrank. Ich hatte nämlich das Glück, einen Fotografen zu finden, der meisterhaft mit Photoshop umgehen kann.
Exkurs – Falten:
Im Rahmen meiner Schminkbemühungen durfte ich auch jede Menge über Falten lernen. Mittlerweile weiß ich deshalb, dass es beileibe nicht einfach Falten gibt. Nein, bewahre. Es gibt Stirnfalten, Marionettenfalten, Glabellafaltern (Zornesfalten), Periorbitalfalten (Krähenfüße!!), Plisseefältchen, Nasolabialfalten, Knitterfältchen und was weiß ich noch alles. Da kann doch kein normaler Mensch mehr durchblicken. Ich wette, eine Juniorprofessur in Ingenieurswissenschaften ist einfacher zu erreichen, als eine zufriedenstellende Technik in der gekonnten Anwendung dieser ganzen Töpfchen und Tigelchen zu begreifen.
Falls Sie noch ein perverses Hobby suchen: hier können Sie einsteigen:
